Christine Bodenschatz- Li, geboren im Jahr der Ratte.

Von klein auf konfrontiert mit ärztlicher Dummheit und menschlichen Übergriffen im Namen einer Technologie, die sich selbst gerne als Wissenschaft bezeichnet, obwohl sie nichts weniger als dieses ist. Schule. Hochbegabtenstipendium. Studium der Sinologie. Erster Aufenthalt in Shanghai. Langsame Erkenntnis, dass es wenig nützt, sich gegen seine Bestimmung u wehren. Daher letztendlich doch Studium der Medizin in Berlin. Unterbrechung durch längeren Aufenthalt an der Hochschule für traditionelle chinesische Medizin. Studium der theoretischen Grundlagen der chinesischen Medizin, der Akupunktur, der Moxibustion, Ohrakupunktur, Tui Na Massage, Taijiquan und Qigong. Studium heißt nicht Wissen. Studium heißt: Sich bemühen. Auf Chinesisch heißen Mühe und ihr Resultat gong fu (oft auch Kong Fu geschrieben). Die Mühe, des Studiums auf Chinesisch war oft fast zu groß und gong fu in weiter Ferne. Dennoch stolzer Abschluss als Doctor of Acupuncture.

Staunen

Und dann, im klinischen Jahr das Staunen über das Machbare. Epilepsie. Parkinson. Lupus erythematodes. Magengeschwüre. Rheuma. Lähmungen. Migräne. Schilddrüsenüberfunktion. Menstruationsbeschwerden und was noch alles. Mit wenig Aufwand einfach unter meinen Händen verschwunden. Warum ging das nicht auch im Westen? Warum wurde uns das an der deutschen Uni verschwiegen. Warum hieß es oft a priori: nichts zu machen? Kulturschock in Deutschland. Niemand wollte mir glauben. Gelinder Spott. Aus Angst?

Reisen

Später dann Reisen in die Anden, zum Amazonas, nach Tibet und Nepal. Der Liebe wegen und immer auf der Suche nach Wegen der Heilung. Dolmetscherin für chinesische Ärzte auf Vortragsreisen in Deutschland, Spanien und England. Restliches Medizinstudium in München. Psychiatrie (als Ärztin, glücklicherweise). Stipendium für Postgraduiertenstudium klassischer chinesischer Medizin in Beijing. Studium des klassischen Chinesisch. Geburt einer Tochter. Schülerin berühmter Ärzte und Gelehrten in China. Spezialisierung in Kräuterheilkunde der konfuzianischen Medizin. Schreckliche schriftliche Prüfungen auf Chinesisch. Hospitation am chinesisch-japanischen Universitätskrankenhaus in Beijing. Nieren- und Herzkrankheiten. Autoimmunes. Traditionelles Wissen und Hightech – freundschaftlich kooperierend mit dem Ziel das beste Ergebnis für die Kranken zu erzielen, möglichst schmerzlos, möglichst einfach, möglichst billig. Faszination einer Medizin, in der es auf menschliche Größe, auf Erfahrung und Intuition und nicht zuletzt gigantisches Wissen ankommt. Freundschaft mit Ärzten, die, so scheint es, schon mit dem Blitzen ihrer Augen die Heilung in Gang setzen – obwohl auf das Blitzen unweigerlich das Pulsfühlen und ein kompliziertes Kräuterrezept zu folgen haben.  

Enthusiasmus

Zurück im Westen immer noch nichts Neues. Kein Interesse an chinesischer Medizin. Dozentin für verschiedene Schulen und Vereine, Reisen bis nach Cambridge. Mit wenig Geld aber großem Enthusiasmus (und W. Lehmanns Hilfe, danke Wolle ;-)) Eröffnung einer heiß geliebten Privatpraxis in Hamburg, Centrum für chinesische Medizin und Lebensart. Bis heute zu finden am Mittelweg 24 unter Leitung des Daoisten Thomas Hartz von Zacharewitsch. Im Jahre des Drachen dann Geburt eines Sohnes und zweier Bücher.

Daoistische Medizin

Zunehmend häufige Begegnungen mit den Traumata, die scheinbar normalen Krankheiten zugrunde liegen, führte zum Selbststudium der daoistischen Medizin. Die daoistischen Ärzte Sun Simiao und Ge Hong werden geehrt in den Büchern Der Weg der Kaiserin und Donner Wind und Berg. Obwohl daoistische Techniken nicht aus Büchern gelernt werden können, schenkt sich manche Erkenntnis denen, die genügend aus sich selbst heraustreten: Akupunkturinduzierte Trancezustände, die Wirkung bestimmter Kräutermixturen auf die verschiedenen Seelenanteile und gelegentlich wundersame und überraschende Heilungen auch sehr schwerer Zustände. Dank dafür an meine Helfer und all die Menschen, die sich mir seit Jahren so liebevoll und offen anvertrauen und mich damit mehr beschenkt haben, als sie selbst vermuten mögen.

Schamanismus

Zunehmendes Interesse an zeremoniellem Heilen. An  Schamanismus. An Magie. An Musik. Weitere Reisen nach Tibet auf der Suche nach Milarepas, Spuren nach Cuba, Initiation in die Regla de Ocho nach Rosebud, indianischer Nicht-Staat im Staate South Dakota, Sonnentanz, Schwitzhütten. Austauschendes Arbeiten mit gegenseitigem Behandeln. Learning by doing und jedes Mal ein bisschen heiler. Kurzfristiger Verlust des geistigen Fokus führte dann an eine konventionelle Hamburger Klinik. Dennoch viel Freude. Tägliches Lesen der Klassiker auf der nicht enden wollenden Suche nach neuen Rezepten und Techniken. Ein neues kleines Buch über Hausmittel. Zum Selbermachen. Chinesische Medizin für den Alltag

Archaischere Formen der Heilung

Menschen ein Stück bei ihrer Heilung zu begleiten, kann jedoch gelegentlich auch als Geschäftsschädigung aufgefasst werden, denn gesunde Menschen lassen sich nicht mehr so gerne endoskopieren oder operieren. Umständebedingte Konfrontation mit der dunklen Seite und dadurch verstärkte Intensität bei der Suche nach anderen, archaischeren Formen der Heilung. Danke auch dafür! Mit Hilfe der Menschen, die sich mir anvertrauen, weitere Verfeinerung der daoistischen Techniken zur Behandlung von Dämonen, seelischen Schmerzen, Zwängen, Ängsten, Traumata und wie sie alle heißen. Kombination mit Erkenntnissen der westlichen Traumaheilkunde. Zunehmendes Bedürfnis, noch einmal intensiver zu studieren und Geburt einer neuen Vision. Einer Vision von Feuer und Erde: www.jendo-coaching.de

Santa Fe

Da trifft es sich günstig, dass ich ohnehin gerade auf der Straße stehe – so kann ich ohne Umstände gleich losmarschieren. Nach Santa Fe. Zu Indianern und Mexikanern. Dort wo die Sonne den Boden durchglüht und der Wind den Duft von Zedernholz bringt.

Christine Bodenschatz-Li, Hamburg, im Frühjahr 2007